„Ein Caps-Urgestein zerstört sein Denkmal!“, hieß es aus einigen Ecken, als die spusu Vienna Capitals im Sommer 2018 mit dem 38-jährigen Phil Lakos abermals verlängerten. Schon damals dachte ich mir: „Drama, baby!“ Ich war mir sicher, dass Phil trotz des zusätzlichen Jahres Lebenserfahrung seine gewohnte Leistung erbringen wird. Und ich wurde auch nicht enttäuscht.
Schon seit einigen Wochen hatte ich geplant ihm einen Blog-Beitrag zu widmen. Mich hat seine Leistung in der heurigen Saison beeindruckt, obwohl ich mich nicht als eingefleischten Phil-Lakos-Fan bezeichnen würde. Wie bereits angesprochen, war ich mir sicher, dass er genau das bringen wird was man von ihm erwarten darf: Einfache Spielzüge. Standhaftigkeit in Drucksituationen und bei Bedarf auch die nötige Härte.
Während er in den Jahren zuvor aber immer 6. und 7. Verteidiger war und ausschließlich als Role-Player in der Verteidigung agieren durfte, bekam er in dieser Saison von Dave Cameron mehr Vertrauen zugesprochen. Speziell zu Beginn der Saison probierte man viele neue Varianten aus. Lakos kam unter anderem bei einem 5-gegen-3-Powerplay der Caps als Rammbock vor dem gegnerischen Goalie zum Zug. Außerdem war er lange mit Kurt Davis zusammengespannt, dessen defensive Schwächen Lakos ausgleichen sollte. Nun ja, zaubern kann Phil leider auch mit 38 Jahren noch nicht.
Dann kam auch noch die Verletzungsmisere in der Caps-Verteidigung hinzu. Dorion lange out. Davis wurde gegangen. Mullen neu gekommen, aber schnell verletzt und auch eine Zeit lang out. Hackl für den Rest der Saison ausgefallen. Phil Lakos musste nun mehr bringen. Mehr als wir von ihm erwarten würden und auch mehr als er es in den letzten Jahren gewohnt war. Aus meiner Sicht hat er speziell in dieser Zeit bewiesen, dass man im Eishockey-Sport auch mit 38 Jahren über sich hinauswachsen und noch Mal eines drauflegen kann. Er erfüllte sein Soll im defensiven Bereich, hatte seine Emotionen – wie auch in den Jahren zuvor – gut im Griff und war sogar immer wieder bei Offensivaktionen involviert. Seine Einstellung, seinen Teamgeist und seine Loyalität zum Verein konnte man ihm in keinster Weise absprechen. Er gab immer alles was er hatte.
Wie kam es nun dazu, dass Phil Lakos in der EBEL abgemeldet wurde?
Hart ausgedrückt, ist manchmal alles was man hat leider trotzdem zu wenig. Einerseits, weil andere besser sind. Andererseits, weil man nicht immer alles selbst beeinflussen kann. In Fall von Phil ist es eine Mischung aus beidem. Zudem hat sich das Lazarett gelichtet. Alle Verletzten in der Verteidigung (bis auf Hackl) sind wieder zurück. Beim letzten Spiel gegen Linz standen acht Verteidiger im Line-Up. Aus meiner Sicht ist das mindestens ein Verteidiger zu viel. Birnbaum und Lakos kamen quasi gar nicht zum Zug. Macht es dann überhaupt Sinn acht Verteidiger im Kader „mitzuschleppen“ obwohl diese kaum spielen werden? Aus meiner Sicht nicht wirklich. Vor allem dann nicht, wenn sich der Verein in der Offensive noch verbessern möchte.
So ist es dann auch passiert. Die spusu Vienna Capitals haben mit Sondre Olden einen Spieler verpflichtet, der uns zwar sehr viel Spaß machen wird, aber auch 4 Punkte im Sinne der Punkteregel der EBEL zählt. 60 Punkte darf der aktive Kader eines EBEL-Vereins zählen. In etwa 58,5 Punkte hatten die Caps (inkl. Starkbaum, exkl. Arniel) vor der Verpflichtung von Olden. Wenn man Olden wollte, musste man daher 2,5 Punkte „freischaufeln“, damit der aktive Kader der EBEL Punkteregel entspricht. Zwei Spieler für einen neuen abzumelden, macht nur selten Sinn, daher musste es ein Spieler sein, der größer/gleich 2,5 Punkte zählte. Das sind Spieler wie Rafael Rotter, Andreas Nödl, Niki Hartl, Peter Schneider, Mario Fischer, sämtliche Legionäre und auch Phil Lakos. Die Offensive will man verstärken, die Defensive ist „überfüllt“. Fischer findet immer besser in seine neue Rolle als Verteidiger und ist nicht nur eisläuferisch über Lakos zu stellen.
Unter diesen Umständen ist es daher nüchtern und leistungstechnisch betrachtet, die objektiv richtige Entscheidung Lakos abzumelden. Emotional ist diese Lösung nur schwer einzuordnen. Aber emotionale Entscheidung sind nur selten Entscheidungen, die Erfolg bringen. Im Vergleich zu anderen Vereinen bei denen die Freunderlwirtschaft keine Grenzen kennt und Emotionen eine Vielzahl an Entscheidungen beeinflussen, ist ein professionell geführter Eishockey-Verein sicher die bessere Variante. Auf die Legionärszahl hat sich der Transfer übrigens nicht ausgewirkt. Für Davis kam Mullen. Für Arniel jetzt Olden. Und Starkbaum ist anstelle von Lakos im Kader. Zusätzlich dazu kam Lucas Birnbaum. Das bedeutet, dass die Ausgangslage unverändert ist und die spusu Vienna Capitals durch die Transferbewegungen während der Saison einen zusätzlichen 1er-Goalie gewonnen haben.
Ein wahrer Held
Seinen Heldenstatus wird Phil Lakos dadurch nicht verlieren. Die Art und Weise wie er mit der Situation umgeht, beweist wie viel ihm der Verein und die Mannschaft bedeutet. Hätte sich ein gewisser Finne im KAC Trikot nicht vor Angst in die Hose gemacht, hätten wir ihn noch einmal so erlebt, wie wir ihn kennen und lieben. Wäre Kickert nicht so gut positioniert gewesen, wäre im Spiel gegen Linz sogar noch ein Tor drin gewesen. Hätt i, war i, datt i. Lakos macht mit erhobenem Haupt Platz und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Das machen nur wahre Helden so. Sein Denkmal wird ausgebaut.
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