Gustafsson. Rundqvist. Nasheim. Searle. Wheeldon. Das waren nicht nur klingende Namen. Das waren Spieler, die mit unter dem Besten waren, was Geld in den späten 90ern im Eishockey kaufen konnte. Und die VEU hat das auch getan. Sie verpflichtete großartige Spieler und gewann alles, was es zu gewinnen gab, inklusive der Euroleague. Dann folgte der tiefe Fall: Schulden (hauptsächlich bei der Gebietskrankenkasse Vorarlberg), Konkurs, Neubeginn, 2. Liga mit allem was dazu gehört. Schlechtere Bedingungen, die talentiertesten Spieler werden nicht angezogen oder können nicht gehalten werden. Aktuell ist man Sechster in der Alps-Hockey League. Und nun legt die VEU vor, sie hätte grundsätzlich Interesse an einer Teilnahme an der Erste Bank Eishockey Liga. Während andere noch Lobeshymnen darauf singen, versuchen wir eine realistische Einschätzung zu liefern, ob der Einstieg etwas werden kann.
Das Grundsätzliche
Aktuell weiß niemand so genau, wer in der Saison 19/20 in der EBEL spielen wird und welche Bedingungen gelten werden. Das Fragezeichen über Zagreb wird durch potentielle Erweiterungskandidaten ergänzt und wer weiß, ob sich manch anderer Mäzen und/oder Sponsor sein EBEL-Abenteuer weiterhin leisten will. Genauso stellt sich die Frage nach dem Regulativ für kommende Saison: Bleibt alles wie es ist – das wahrscheinlichste Szenario – oder wird die Punkte-Regelung zu Ungunsten von Imports verändert. Schon die Reduktion auf etwa 56 statt 60 Kaderpunkten würde das Verhältnis gewaltig verschieben. Doch dazu gerne ein anderes Mal.
Gehen wir von 12 + X Teams inklusive der VEU aus: Wie wirkt sich das auf den Dornbirner EC aus? Nur positiv, wie die Kräfte dort schnell sein werden zu betonen. Die bevorstehenden Derbies seien großartig. Das Profil beider Mannschaften werde sich heben, die Medienpräsenz durch Tradition und Rivalität wachsen. Es sind gute Stories drin, rufen die Journalisten. Möglich, aber nicht sicher, dass das alles nach Plan läuft. Genauso gut ist ein gegenseitiges Wasser-Abgraben durchaus möglich, auch vor dem Hintergrund des DEC-Ärgers mit der Messe wegen der Halle.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass es hier keine gesicherten Umstände gibt, Investitionen aber zeitnah nötig wären. So richtig empfehlenswert ist der Einstieg als Sponsor aktuell daher nicht, obwohl es mehrere davon für einen EBEL-Einstieg im September 2019 benötigen würde.
Die Finanzen
Kommen wir gleich zum Wesentlichen: Für einen erfolgreichen Betrieb wird die VEU mindestens 4 Millionen Euro benötigen, eher aber mehr. Hallenadaptierungen, Infrastruktur und ein komplett neuer Kader, der gleichzeitig die Punkteregelung einhält und konkurrenzfähig ist, werden mehr Geld fressen, als man wahrhaben will. Das mussten schon andere Klubs, die von jetzt auf heute in die EBEL wollten schmerzhaft wahrnehmen. (Könnt ihr euch noch an den Versuch der Kapfenberg Steelers erinnern?) Ergibt sich das Budget also nicht, kommt sie nicht, die VEU. So einfach ist es.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass jemand diese Summe auf den Tisch knallt und sagt: Ich will es machen. Auf einem anderen Blatt steht, ob das jemand tun wird und ob diese Person aus dem Umkreis des Montfortklubs kommen wird oder jemand ganz anderer sein könnte.
Die Spieler
Die größte Baustelle überhaupt. Laut dem aktuellen Präsidenten Pit Gleim „müssen Spieler eingekauft werden, und zwar nicht zuwenige“. Zur bestehenden AlpsHL-Mannschaft, die ohnedies kaum taugliches EBEL-Spieler-Material böte, müsste eine komplett neue EBEL-Mannschaft zusammengestellt werden. Erfahrene Spieler wie Florian Iberer, Diethard Winzig, Youssef Riener, Daniel Fekete und Kevin Puschnik sind bekannte Größen, die aber alle aus guten Gründen bei der VEU und eben nicht in der EBEL spielen.
Natürlich laufen Verträge von qualitativ hochwertigen Österreichern wie Oliver Setzinger, Kevin Moderer, Peter Schneider oder Dominique Heinrich mit Ende der Saison aus. Doch insgesamt ist der Markt sehr beschränkt, weil es ohnedies zu wenige Österreicher gibt, die tatsächlich eine Verstärkung wären. Und der Zug aus den 90ern – schwedische Weltmeister zu holen – ist definitiv abgefahren. Die Weltmeister der Tre Kronor verdienen sich ihre Surströmming-Dosen weiterhin in der NHL, der KHL oder maximal noch in der fraglos besten rein-europäischen Liga, der SHL. Eine EBEL-Version der VEU würde sich in der nordamerikanischen AHL oder – wahrscheinlicher – der ECHL bedienen müssen, wie die meisten anderen Teams auch. Und was von dort kommt, muss nicht zwangsläufig funktionieren, wie wir schon bei so manchem Intermezzo-Import beobachten konnten.
Das wird also richtig schwierig.
Der Zuspruch
Die Fans, die jetzt (und eigentlich seit Jahren) nach einem VEU-Comeback rufen, tragen Vorschuss-Lorbeeren in den Händen und eine glorreiche Vergangenheit vor Augen. Sie werden die VEU antreiben, den Schritt zu machen und enthusiastisch hinter ihr stehen, wie man es auch aus der AlpsHL kennt. Allerdings werden sie auch Fortschritte sehen wollen und zwar nicht zu wenige, um nochmals Pit Gleims Worte zu benutzen.
Nicht nur Fans, auch Unternehmen aus dem Umfeld der VEU (viele jung sozialisierte Vorarlberger sind heute erfolgreiche Geschäftstreibende im ganzen Bundesgebiet und noch weiter weg) werden Druck ausüben. Es wird viel davon abhängen, wie viele davon dann bereit sind, sich hier einzubringen.
Fassen wir zusammen
Alles zusammen genommen erscheint – abseits der Euphorie und der Freude, die wohl jeder Eishockey-Fan außerhalb der Lustenauer Fankurve bei einem Wiedereinstieg der VEU empfinden würde – ein erfolgreiches Antreten der VEU in der Saison 2019/20 der Erste Bank Eishockey Liga zweifelhaft. Die Chancen darauf sind aufgrund von unklaren Wettbewerbsbedingungen, der daraus folgenden nur schwer möglichen Kaderplanung und der Schwierigkeit unter diesen Voraussetzungen eine erfolgsversprechende Mannschaft zu rekrutieren mit unter 30% zu beziffern. Mehr wird man wissen, wenn die Generalversammlung der EBEL sich zusammensetzt.