Für alle denen diese Jugendsprache nicht ganz geläufig ist: Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Kommentar zum Servus Hockey Night Talk vom 29.11.2018. Das Thema: Die Zukunft des österreichischen Eishockey – Wie steht es um den Nachwuchs? Mit dabei Roger Bader (Teamchef der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft, Peter Schweda (Leiter Vienna Capitals Hockey Academy), Michael Suttnig und Dieter Werfring (Zell am See Youth Hockey Supervisor). Dazu kam noch Tim Heiss als Moderator, den wir ja von der Servus Hockey Night schon kennen. So viel zum Förmlichen. Zugegeben zwei der vier Diskussionsteilnehmer waren mir zuvor nicht geläufig, aber die einzelnen Namen und Personen sind ja nicht wichtig. Das Thema aber schon, zumindest wenn man sich für Eishockey und seine Entwicklung interessiert.
Trotzdem habe ich mich zuerst einmal gefragt, ob ich mir die Diskussion überhaupt ansehen möchte. Viel zu oft wurde über das Thema schon diskutiert. Viel zu oft war es einfach nur oberflächlich. Und fast immer war am Ende die Punkteregel der EBEL Satan und schuld an allem Unheil. Ein Argument, das ich einfach nicht mehr hören kann. Menschen suchen immer nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Für viele wäre die Abschaffung der Punkteregel und die Einführung eines Limits für die Anzahl an Legionären genau so eine einfache Lösung für ein durchaus ernstzunehmendes Problem. Ganz nach dem “Schweizer Modell” wie man so oft hört. Berücksichtigt wird dabei aber nur einer von vielen Aspekten, an denen für den Erfolg des österreichischen Eishockey-Nachwuchses gearbeitet werden muss.
Ich war überrascht als ich mich dann dazu entschlossen hatte die Sendung – nachträglich, aber doch – anzusehen. Die Punkteregel war zu keinem Zeitpunkt ein Thema. Man hat die Oberfläche bei Seite geschoben und tiefer gegraben. Grundsätzlich war man sich dessen bewusst, dass die Qualität des Nachwuchses zu wünschen übrig lässt. Dazu kommt noch, dass jene die die nötige Qualität haben, zu wenige sind. Warum kommen also nicht genügend Eishockeyspieler nach, die auch die Qualität haben, um (mindestens) in der EBEL bestehen zu können?
Ein Punkt der besprochen wurde, war dass die Ausbildungen der Kinder und Jugendlichen verbessert werden müsse. Ein anderer Punkt, jener der für mich persönlich mehr Gewicht hat, war dass die Barrieren mit Eishockey zu beginnen einfach zu groß sind. Aus meiner Sicht ist Eishockey in den meisten Gebieten in Österreich eine Randsportart. Innerhalb von Wien weiß ein Großteil nicht einmal, dass man in der gleichen Stadt Eishockey spielen kann, geschweige denn, dass der hiesige Verein einer der Big Player in der Liga ist. Schon alleine deswegen müsste man die Barrieren zum Eishockey so niedrig gestalten, dass jeder der auch nur irgendwie Interesse daran hat Eishockey zu spielen, es machen kann.
Die Realität ist eine andere. Eishockey ist von Grund auf eine teure Sportart. Die verfügbaren Standorte an denen man die Sportart ausüben kann, sind überschaubar. Dazu kommt, dass Kosten für Eiszeiten und die nötige “mitwachsende” Eishockey-Ausrüstung sind für viele Eltern einfach nicht stemmbar. Es gibt deutlich billigere Sportarten, wie etwa Fußball oder Handball, die in der Öffentlichkeit deutlich populärer sind und/oder geringeren finanziellen Aufwand bedeuten. Subventionen für Eishockey gibt es von der Politik kaum, also müssen Verein und Eltern die Kosten für Ausbildung und Ausrüstung selbst tragen. So wird dann eben aus einem Kind, welches das Talent zum Erst-Linien-Spieler in der EBEL hätte, ein Fußball-Mittelstürmer in der Reserve des SV Gerasdorf Stammersdorf, dessen erste Mannschaft aktuell an der Wiener Stadtliga teilnimmt. Nix gegen den SV Gerasdorf Stammersdorf, aber es liegt auf der Hand, dass das einfach verschwenderisch wäre.
Auch Roger Bader hat diesen Punkt angesprochen. Es muss ein Weg gefunden werden den Zugang zum Eishockey zu erleichtern. Eishockey in Österreich ist an manchen Orten einfach viel zu teuer. Ich bin der Meinung, dass es speziell was die Ausrüstung betrifft vereinseitig auch Möglichkeiten gibt Kostenhürden stetig abzubauen, wie etwa mit kostenfreier Leihausrüstung in jungen Jahren. Die Kids müssen gerade anfangs nicht immer mit der neuesten Ausrüstung Eishockey spielen lernen. Kaum passt ihnen der aktuelle Brustpanzer, sind die Schienbeinschützer schon wieder zu klein. Kauft man diese Teile jedes Mal neu, opfert man entweder sehr viel für den Sport des Kindes oder man hat praktischerweise einen Geldscheißer. Das soll jetzt definitiv kein Angriff auf gut-verdienende Eltern sein, die sich ihr Geld mit Sicherheit redlich verdienen. Vielmehr soll die Aussage darauf hinweisen, dass Eishockey immer mehr zur geschlossenen Gesellschaft für die Elite wird und man dieser Entwicklung entgegenwirken muss.
Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Punkte an denen man arbeiten kann/muss, um den Eishockey-Nachwuchs in Österreich weiter zu verbessern – die übrigens auch im Servus Hockey Night Talk angesprochen wurden – aber aus meiner Sicht ist es nur logisch beim Gewinnungsprozess der Talente zu beginnen. Eishockey muss zumindest in jungen Jahren ähnlich viel/wenig Kosten wie “Konkurrenz-Sportarten”. Vereinseitige, kostenlose Eishockey-Leihausrüstung in den jüngsten Jahren wäre nur ein kleiner Teil der Lösung des Kostenproblems, aber es wäre ein Anfang. Im Optimalfall rentiert es sich für den Verein trotz höherer Kosten durch die breitere Masse an Nachwuchstalenten und für Eltern durch die schlichte Kosteneinsparung. Für die Kinder rentiert es sich aber sicher. Weil Eishockey einfach ein genialer Sport ist.
Den Servus Hockey Night Talk zum Thema “Die Zukunft des österreichischen Eishockey – Wie steht es um den Nachwuchs?” kannst du übrigens hier nachsehen, wenn du möchtest. Ganz ohne Punkteregel. Versprochen.