Der EBEL-Grunddurchgang 2018/2019 ist Geschichte, die Eishockeyfans gönnen sich eine verdiente Pause, bevor kurz vor Mitte Februar die von vielen ungeliebte Zwischenrunde startet. Zeit somit, um ein wenig in die Zukunft zu blicken und sich Gedanken über die Zusammenstellung der Mannschaft in der kommenden Saison zu machen. Wie stark wird sich das Line-up der spusu Vienna Capitals ändern?
Wie auch in den vergangenen Jahren kommt man dabei nicht um das Thema Punktregelung herum. Jenes Korrektiv, das 2007 von der Liga eingeführt wurde, um die Chancengleichheit aller EBEL-Teilnehmer zu gewährleisten. Über kaum einen anderen Sachverhalt rund um die Liga lässt sich so trefflich diskutieren, wie über diesen „Salary Cap, der das Gehalt durch Punkte ersetzt“, wie es Erste Bank Eishockey Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger erst kürzlich bezeichnete. Über die Entstehung der Punkteregel, die Motivation dahinter, Argumente und Gegenargumente soll an dieser Stelle jedoch ein anderes Mal geschrieben werden. Hier wollen wir uns auf die reinen Fakten beschränken. Fakten, die auch alle EBEL Verantwortliche permanent in ihren Kaderüberlegungen berücksichtigen müssen.
Nicht mehr als 60 Punkte sind pro Team zu vergeben, dazu ab der Saison 19/20 nur mehr maximal 44 Punkte für Nicht-Österreichische Spieler. Es gleicht einem Spiel mit Lego-Bausteinen das Team gleichermaßen stark, wie auch ausgeglichen aufzustellen. Eine bedeutende Rolle spielen dabei die einheimischen Spieler, die im Gegensatz zu Legios keinen fixen Punktewert aufweisen. Zählt ein Legio immer 4 Punkte (abgesehen von U20-Legionären, die 2 Punkte zählen), so wird der Wert eines Spielers aus Österreich mittels einer Formel berechnet. Die Liga hat erkannt, dass die 2007 erstellte Berechnungsgrundlage nicht mehr zeitgemäß ist. So wurden Änderungen durchgeführt, die mit der neuen Saison in Kraft treten werden. Es ist der Liga positiv anzurechnen, dass die Parameter der Berechnung offengelegt wurden, um so die Transparenz der Punktevergabe für alle zu gewährleisten.
Die spusu Vienna Capitals haben in den letzten Jahren einen soliden Mannschaftskern aus einheimischen Spielern aufgebaut, zusätzlich ist die Nachwuchs-Akademie ein Versprechen für die Zukunft. Doch kann der Österreicher-Kader vor dem Hintergrund der Nebenrechnung der Punkte in dieser Zusammenstellung überhaupt gehalten werden? Oder sprengen die guten Leistungen von Schneider, Nissner, Romig und Co. das 60-Punkte-Konto?
Punktewerte der Caps-Spieler für 2019/2020
Ein Blick auf die Punktewerte der Österreicher für nächste Saison soll dabei helfen dies abzuschätzen. Angeführt sind jeweils die Punktewert für die laufende Saison 18/19 sowie die kommende Saison 19/20.
- Peter Schneider: 2,5 -> 3,5 (+ 1,0)
- Rafael Rotter: 3,5 -> 3,0 (- 0,5)
- Andreas Nödl: 2,5 -> 2,5
- Niki Hartl: 2,5 -> 2,5
- Mario Fischer: 2,5 -> 2,5
- Bernhard Starkbaum: 2 (Fixwert)
- Emilio Romig: 1,5 -> 2 (+ 0,5)
- Julian Grosslercher: 1,5 -> 1,5
- Patrick Peter: 1 -> 1,5 (+ 0,5)
- Ali Wukovits, Lucas Birnbaum, Benni Nissner, Dominic Hackl, Matthias Tschrepitsch und Max Zimmermann bleiben bei 0. (Jahrgang 1996 und später)
Fazit
Der derzeit angemeldete Österreicher-Kader “kostet” nächste Saison 1,5 Punkte mehr als heuer. (von 19,5 auf 21). Der Vollständigkeit halber wollen wir noch Spieler anführen, die man wohl zum „erweiterten“ Kader zählen kann. Philippe Lakos würde 0,5 Punkte weniger zählen, somit 2 Punkte. Für Sascha Bauer müsste in seinem ersten Jahr als Nicht-0-Punkter 1 Punkt einberechnet werden. Patrik Kittinger bleibt weiterhin bei 0 Punkten. Alle einheimischen Spieler aus dem Kader der Vienna Capitals II, die heuer ihre Chance in der EBEL erhalten haben, belasten das Punktekonto selbstverständlich nicht.
Die aktuelle Saison ist noch in vollem Gang, dennoch kann man davon ausgehen, dass in den Managerbüros die Telefone bereits glühen. Gute Österreicher sind selten, insbesondere, wenn ihr Punktewert attraktiv ist. Blicken wir in diesem Zusammenhang auch auf ein paar österreichische Spieler in anderen EBEL-Mannschaften. Wieviele Punkte müsste man (rein theoretisch) kommende Saison im 60er-Kontinent für sie freischaufeln:
- Thomas Raffl: 3,5
- Oliver Setzinger: 3,5
- Brian Lebler: 3,5
- Dominique Heinrich: 3
- Daniel Oberkofler: 3
- Thomas Koch: 3
- Alexander Rauchenwald: 2,5
- Andreas Kristler: 2,5
- Mario Altmann: 2
- Matthias Trattnig: 2
Mit der stufenweisen Reduzierung der Punkte, die für Legios aufgebracht werden dürfen, wird sich in den kommenden Jahren das Werben um gute einheimische Spieler nicht entspannen. Im Gegenteil. Die Arbeit der Kaderplaner ist alles andere als einfach. Gilt es doch, Preis und Leistung so abzuschätzen, dass mit dem vorhandenen Budget die maximale Kaderstärke erreicht werden kann. Mit den oben angeführten Punktewerten kann ja jeder selber sein Manager-Glück versuchen und sich seine Traum-Mannschaft zusammenstellen. Aber nicht vergessen, mehr als 60 Punkte insgesamt, davon 44 für die Legionäre hat keiner!
Anmerkung: Sämtliche Berechnungen wurden gemäß der offiziellen Berechnungsgrundlage der Erste Bank Eishockey Liga nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt. Für etwaige fehlerhafte Punktewerte übernehmen die Hockeyhelden keinerlei Verantwortung.