Der Eishockey-Blog von Held zu Held.

Sommer, Sonne und die ewige Frage von Angebot und Nachfrage

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30° im Schatten. Sommer, Sonne, Baden… Alle schwitzen, aber in einem kleinen Büro in Wien Kagran wird an der Mannschaft der Vienna Capitals für die bevorstehende Saison 19/20 gearbeitet. Die Legios sind schon fix, ein Tormann fehlt noch, aber das wird schon. Ein Pole, ein Ami oder ein Finne, oder alles zusammen. Kopfzerbrechen bereitet aber vielen Beobachtern der Caps derzeit die Situation um die österreichischen Spieler, speziell der “Jungen”. Hartl, Fischer, Peter und Ali Wukovits sind verlängert, aber da fehlt ja noch der eine oder andere. Worauf warten die? Was gibt‘s da zu überlegen? Vielleicht hilft es ja, etwas Abstand vom Fan-Sein zu nehmen und eine kleine Geschichte zu lesen:

„Du arbeitest jetzt schon mehrere Jahre in der gleichen Firma, nennen wir sie… SPAC. Du hast als junger Bursch begonnen, deine Lehre dort absolviert und bist seit letztem Jahr fixer Mitarbeiter. Zwar gehörst du nicht zu den Topleuten im Betrieb, aber jeder lobt dich für die Entwicklung, die du genommen hast. Letztes Jahr hast du gemeinsam mit erfahrenen Kollegen in einem Projektteam zusammengearbeitet. Gemeinsam habt ihr die Branche aufgemischt. Und du warst ein Teil davon. Zudem lieben dich deine Kunden! Leute wie du werden in der Branche gesucht. Heute, vor allem aber in den kommenden Jahren. Vor Kurzem hat das Jahresgespräch mit deinem Vorgesetzten stattgefunden. Es ging wie so oft um das liebe Geld. Er hat dir die Summe „X“ geboten. Ein bisschen mehr als letztes Jahr. Hmm, das hat dich im ersten Moment doch etwas enttäuscht. Dein Gefühl war schon, dass du mittlerweile ein wichtiger Baustein des Erfolgs bist. Ein Bekannter von dir, der viel mit Personalmanagement zu tun hat meinte auch, dass du mindestens „X+Y“ Wert bist. Andere Firmen würden dich sofort übernehmen. Das ehrt dich zwar, aber eigentlich bist du ganz zufrieden in deiner Firma. Sie gehört zu den Top-Adressen, du bist zuhause und hast gute Freunde im Betrieb. Die Kunden deiner Firma können aber gar nicht verstehen, warum dein Vorgesetzter so ein harter Hund ist. Soll er dir doch die paar „Y“ draufgeben und alle sind zufrieden!

Aber ist die Sache wirklich so einfach? Wären dann tatsächlich alle zufrieden? Was ist eigentlich dein Wert im Vergleich zu anderen Angestellten in anderen Firmen, mit denen du dich vergleichen würdest? Überschätzt du deine Stellung, deinen Wert? Warum bleibt dein Vorgesetzter so stur? Weiß er eventuell, dass du in anderen Firmen auch nicht mehr bekommen würdest. Und wenn doch, dass du die Vorteile verlieren würdest, die du „hier“ hast. Welches Zeichen würde er aussenden, wenn er dich „überbezahlt“? Wie würden deinen Kollegen reagieren. Sie sind schließlich schon länger da, haben auch schlechte Zeiten miterlebt und werden jetzt von dir „überholt“. Was würde die Firma eigentlich verlieren, wenn du gehst? Eine junge Hoffnung, gewiss! Aber die Lehrlingsausbildung läuft gut, andere würden über kurz oder lang deinen Platz einnehmen. Deinen Kunden ist das alles aber egal, sie wollen um jeden Preis weiter mit dir zusammenarbeiten. Manche meinen sogar, dass sie sich eine andere Firma suchen, weil sie so sauer auf deinen Vorgesetzten wären, sollte er dich nicht verlängert. Haben sie recht damit oder übersehen sie, dass er sich um ein ganzes Unternehmen kümmern muss. Um den laufenden Betrieb, die verschiedenen Abteilungen, die Lehrlinge, Geldgeber, die Fabrik und vieles mehr. Wie wichtig ist da die Verlängerung eines jungen Mitarbeiters? Noch dazu, wo der ja eigentlich ohnehin bleiben möchte…“    

Geschichten wie diese ereignen sich täglich. In allen Bereichen. In allen Branchen. Warum sollte der Sport da eine Ausnahme sein? Warum sollte Eishockey da eine Ausnahme sein? Und vielleicht ist die fiktive Firma SPAC ja gar nicht so weit entfernt von der Realität eines EBEL-Vereins im Sommer 2019.  

von Alexander Pucher
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