Wittmann trifft im Qualifying den Sweet Spot
Pole zum perfekten Zeitpunkt: Marco Wittmann hat sich beim vorletzten Lauf der DTM 2025 seine erste Startplatz-1 der Saison gesichert – im Schaeffler BMW M4 GT3 EVO von Schubert Motorsport. Für den 35-jährigen Franken, geboren am 24. November 1989 und wohnhaft in Markt Erlbach, ist es ein Signal an die Konkurrenz: Der BMW-Werksfahrer ist im Saisonendspurt voll da.
Die Pole ist mehr als eine Momentaufnahme. In der DTM gibt es für die Bestzeit im Qualifying drei Punkte – ein kleiner, aber oft entscheidender Hebel im engen Titelkampf. Wittmanns Runde passte: sauberes Aufwärmen der Reifen, freies Fenster, kein Verkehr. Dass der BMW M4 GT3 in der EVO-Spezifikation funktioniert, hat man schon erahnt. Jetzt steht es schwarz auf weiß.
Schubert Motorsport, das BMW-Topteam aus der GT3-Szene, hat die Basis gelegt: ein Auto im perfekten Arbeitsfenster, klare Kommunikation, mutiger Timing-Call. Wer in der DTM die Nerven behält, wenn die Uhr runtertickt, wird belohnt. Genau das hat Wittmann getan. Er gilt seit Jahren als Fahrer, der unter Druck liefert – zwei DTM-Titel (2014, 2016) belegen das.
Für BMW ist die Pole doppelt wichtig. Erstens, weil die EVO-Variante des M4 GT3 im Laufe der Saison mit Feinschliff an Aerodynamik und Fahrbarkeit an Tempo gewonnen hat. Zweitens, weil sie die interne These stützt: Wenn das Setup-Fenster passt, ist das Paket schnell und stabil – auch über eine Runde.
Was die Pole jetzt bedeutet – für Titelkampf, Team und Fahrer
Der Zeitpunkt könnte besser nicht sein. Vor dem Finale bringt die Pole Zusatzpunkte und vor allem die beste Ausgangslage. In einem Sprintrennen mit Pflichtboxenstopp sind Track Position und saubere Outlaps Gold wert. Wer vorn startet, kann das Tempo diktieren, das Feld managen und das Risiko im Verkehr minimieren.
Die DTM ist im GT3-Zeitalter ein Haifischbecken: verschiedene Marken, unterschiedliche Stärken – und Nuancen entscheiden. BMW gegen Porsche, Audi, Mercedes-AMG, Ferrari, Lamborghini: Die Leistungsdichte ist so hoch, dass oft Hundertstelsekunden über die ersten Startreihen entscheiden. Umso mehr zählt ein Qualifying, in dem alles zusammenfällt.
Wittmanns Saisonweg war anspruchsvoll. Parallel zur DTM fährt er in der FIA WEC die Hypercar-Kategorie für BMW M Team WRT im BMW M Hybrid V8. Der Wechsel zwischen Prototyp und GT3 erfordert Feingefühl: andere Aerodynamik, andere Bremswege, andere Referenzen. Dass er in beiden Welten schnell ist, unterstreicht seinen Status als Allrounder.
Auch der Teamfaktor: Schubert Motorsport hat über das Jahr an Boxenstopps, Strategie und Reifenmanagement gefeilt. In der DTM sind die Stoppfenster kurz, die Fehlerquote muss niedrig bleiben. Eine stabile Crew und klare Abläufe zahlen sich im Titelkampf aus – besonders, wenn die Startposition passt.
Gleichzeitig zeigt die Pole, wie gut der EVO-M4 mit aktuellen DTM-Anforderungen harmoniert. Präzise Vorderachse für die schnelle Runde, genug Traktion für den Rennstart, und ein Reifenfenster, das sich reproduzierbar trifft. Genau diese Mischung war in früheren Rennen nicht immer verfügbar. Jetzt wirkt das Paket runder.
Für das Finale ergeben sich drei konkrete Effekte:
- Zählbarer Vorteil: drei Qualifying-Punkte können im letzten Renntag den Ausschlag geben.
- Taktischer Spielraum: von vorn lässt sich der Pflichtstopp flexibler legen – je nach Verkehr, Gelbphasen oder Undercut-Fenster.
- Psychologischer Punch: Eine späte Pole setzt die Konkurrenz unter Druck und gibt dem eigenen Team Rückenwind.
Ein Blick auf die Person Wittmann erklärt, warum das wichtig ist. Er ist keiner, der durch lautstarke Sprüche auffällt. Er arbeitet akribisch, nimmt das Team mit, und fährt selten über die Linie. Genau diese Ruhe hilft, wenn der Kalender auf die Ziellinie zuläuft und jeder Fehler doppelt zählt.
Technisch gesehen ist der BMW M4 GT3 EVO inzwischen dort, wo BMW ihn haben wollte: Die Balance wirkt berechenbar, die Hinterachse trägt die Traktion, und die Aerodynamik liefert genug Stabilität, ohne die Reifen zu hart zu belasten. Das ist die Basis für eine starke Quali-Runde – und für Renntempo, das nicht nach zehn Runden einbricht.
Der sportliche Kontext macht die Leistung größer. Die DTM hat ein kurzes Qualifying-Fenster, oft mit zwei Push-Runs. Wer das Aufwärmen nicht trifft, verschenkt die Runde. Wer den Verkehr falsch timt, verliert die letzte Chance. Wittmann und Schubert haben diese Fallstricke umschifft und die Runde genau dann gesetzt, als die Strecke am schnellsten war.
Natürlich ist eine Pole noch kein Sieg. Start, erster Stint, Stoppfenster, Safety-Car-Risiko – alles kann kippen. Aber die Pole verschiebt die Wahrscheinlichkeit zu eigenen Gunsten. Und sie zeigt, dass BMW im Schlussdrittel der Saison nicht nur mithält, sondern auch das Tempo vorgibt.
Bleibt die Frage nach der großen Linie. Für BMW ist die DTM mehr als eine Bühne: Es ist das Schaufenster der GT3-Programme, ein Gradmesser für Fahrerkader und Technik. Eine Pole im vorletzten Wochenende gibt den Ton an – nach innen wie nach außen. Und sie hält alle Türen offen für ein Finale, das dem Spannungsbogen dieser Saison gerecht wird.
Fakt ist: Marco Wittmann hat geliefert, als es zählte. Die Stoppuhr lügt nicht. Jetzt liegt der Ball beim Rennen – und bei einem Team, das gezeigt hat, dass es die Zutaten für einen starken Endspurt hat.